Wer verlegt eigentlich unsere Glasfaser? Zuständigkeiten, Zeitplan & To-dos im Überblick
Wer verlegt eigentlich unsere Glasfaser? Zuständigkeiten, Zeitplan & To-dos im Überblick
- Lesezeit: 8 min

Glasfaser wirkt nach Plug-and-Play: überall Kampagnen, „bis zu X Gbit/s“, viele Straßen bereits erschlossen. Doch was, wenn bei Ihnen erst noch gebaut werden muss – Trasse, Hauseinführung, Übergabepunkt? Sobald der Neuanschluss stattfindet, wird aus Marketingtempo Projektlogik: Kommune, Netzbetreiber, Generalunternehmer, Subunternehmer, Provider und Eigentümer greifen ineinander – und genau dort entstehen Lücken. Termine kippen, Kernbohrungen rutschen, der ONT hängt ohne Strom, der Inhouse-Weg ist ungeklärt. Ergebnis: Licht auf der Faser, aber kein produktiver Port im Rack.
Dieser Beitrag sortiert das Thema aus Sicht von IT-Verantwortlichen, die einen Anschluss neu herstellen lassen oder im Ausbaugebiet trotzdem Bauleistungen brauchen. Sie erhalten einen kurzen Überblick darüber, wer wofür zuständig ist, welcher Zeitstrahl realistisch ist und welche To-dos Sie früh anstoßen sollten
Inhalt
Kurzüberblick: Architektur & Begriffe
Vom Backbone bis zu Ihrer WAN-Schnittstelle sind es sieben Stationen. Für Planung und Verantwortlichkeiten reicht dieses gemeinsame Vokabular:
PoP (Hauptknoten)
Das ist der regionale „Hauptverteiler“ des Betreibers. Von hier starten die Leitungen in Ihr Viertel.
MFG / Straßenverteiler (der graue Kasten)
Der Kasten am Straßenrand, der die Verbindungen auf die einzelnen Häuser verteilt.
Trasse & Hauseinführung (Weg ins Gebäude)
Der Leitungsweg unter der Straße bis an Ihr Gebäude – plus das kleine Loch durch die Wand, durch das die Faser ins Haus kommt.
APL / Gf-TA (Hausanschlussdose)
Die erste Dose im Gebäude. Hier endet die Verantwortung des Bau-Teams meistens.
ONT / Netzabschluss (Licht wird zu LAN)
Die kleine Box, die das Lichtsignal in einen normalen Netzwerkanschluss (Ethernet) verwandelt.
CPE / Ihr Router oder Ihre Firewall
Ihr eigenes Gerät, an dem die Leitung „ankommt“ und das Ihr Netzwerk versorgt.
Inhouse-Verkabelung (der letzte Meter im Haus)
Die Faserstrecke innerhalb des Gebäudes – von der Hausanschlussdose bis zu Ihrem Netzraum.
So hängt es zusammen
Hauptknoten → Straßenverteiler → Trasse/Hauseinführung → Hausanschlussdose → Netzabschluss → Ihr Router → LAN.
Wer macht was? Zuständigkeiten im Überblick
Glasfaserprojekte wirken linear, sind es aber selten. Wichtig ist zu verstehen, welche Schritte aufeinander warten müssen – und was Sie parallel anschieben können.
Start: Vermarktung. Sobald genügend Adressen im Cluster zusagen, kündigt der Betreiber den Ausbau an. Für Sie beginnt die Uhr mit zwei Dingen: der schriftlichen Eigentümerfreigabe und einer Ansprechpartnerliste (inklusive Vertretungen). Ohne beides läuft kein Termin verbindlich.
Planung & Begehung. Bauleiter und ausführende Firmen schauen sich Trassenweg und Hauseinführung an, prüfen den künftigen Übergabepunkt im Gebäude und legen fest, wo die Hausanschlussdose (APL) hängen soll. Parallel laufen kommunale Genehmigungen. Wer hier vorbereitet ist – Raum frei, Strom/USV vorhanden, Zugang geregelt –, spart später Wochen.
Tiefbau draußen. Leitungen werden bis an die Gebäudehülle gebracht, die Hauseinführung gesetzt, die Hausanschlussdose montiert. Dieser Abschnitt ist witterungs- und kapazitätsabhängig. Häufige Verzögerer: fehlender Grundstückszugang, kurzfristige Umleitungen, Winterpausen.

Innenausbau. Jetzt zählt der Weg im Gebäude: Faser von der Hausanschlussdose bis in den Netzraum, Patchfeld, Faserreserve, sauber beschriftet. Platz und Strom für den Netzabschluss und Ihr Router/Firewall-Gerät müssen stehen. Vieles davon ist Kundenseite – rechtzeitig Material und Handwerker einplanen.
Aktivierung & Abnahme. Der Betreiber spleißt und misst, richtet den Anschluss technisch ein und testet die Übergabe an der vereinbarten Schnittstelle und Geschwindigkeit. Abgenommen wird erst, wenn die Messprotokolle plausibel sind und der Dienst stabil läuft – am besten im geplanten Wartungsfenster mit einfachem Rollback.
Der Zeitplan: von Vermarktung bis „Light On“
Glasfaserprojekte wirken linear, sind es aber selten. Wichtig ist zu verstehen, welche Schritte aufeinander warten müssen – und was Sie parallel anschieben können.
Start: Vermarktung. Sobald genügend Adressen im Cluster zusagen, kündigt der Betreiber den Ausbau an. Für Sie beginnt die Uhr mit zwei Dingen: der schriftlichen Eigentümerfreigabe und einer Ansprechpartnerliste (inklusive Vertretungen). Ohne beides läuft kein Termin verbindlich.
Planung & Begehung. Bauleiter und ausführende Firmen schauen sich Trassenweg und Hauseinführung an, prüfen den künftigen Übergabepunkt im Gebäude und legen fest, wo die Hausanschlussdose (APL) hängen soll. Parallel laufen kommunale Genehmigungen. Wer hier vorbereitet ist – Raum frei, Strom/USV vorhanden, Zugang geregelt –, spart später Wochen.
Tiefbau draußen. Leitungen werden bis an die Gebäudehülle gebracht, die Hauseinführung gesetzt, die Hausanschlussdose montiert. Dieser Abschnitt ist witterungs- und kapazitätsabhängig. Häufige Verzögerer: fehlender Grundstückszugang, kurzfristige Umleitungen, Winterpausen.
Innenausbau. Jetzt zählt der Weg im Gebäude: Faser von der Hausanschlussdose bis in den Netzraum, Patchfeld, Faserreserve, sauber beschriftet. Platz und Strom für den Netzabschluss und Ihr Router/Firewall-Gerät müssen stehen. Vieles davon ist Kundenseite – rechtzeitig Material und Handwerker einplanen.
Aktivierung & Abnahme. Der Betreiber spleißt und misst, richtet den Anschluss technisch ein und testet die Übergabe an der vereinbarten Schnittstelle und Geschwindigkeit. Abgenommen wird erst, wenn die Messprotokolle plausibel sind und der Dienst stabil läuft – am besten im geplanten Wartungsfenster mit einfachem Rollback.

Grobe Orientierung (ohne Gewähr):
- Vermarktung: wenige Wochen
- Planung/Genehmigungen: 4–12 Wochen
- Tiefbau: 2–8 Wochen
- Innenausbau: 1–3 Wochen
- Aktivierung: 1–2 Wochen.
Was den Kalender wirklich treibt: Freigaben (Kommune, Eigentümer), Baustellenfenster, Material-/Personalverfügbarkeit und der Zugang zum Gebäude. Wenn diese Punkte früh geklärt sind, wird „Licht auf der Faser“ planbar – und Ihr Port im Rack rechtzeitig produktiv.
Checkliste für den Glasfaser-Neuanschluss
Brauchen Sie die Schritte aus diesem Leitfaden als prüfbare To-dos? Unsere komplette Checkliste fasst Übergabepunkt, Inhouse-Weg, Aktivierung und Abnahme zusammen – kompakt und alltagstauglich.
– Übergabepunkt & Inhouse-Weg sauber definiert
– Aktivierung/Abnahme mit klaren Prüfpunkten und Stop-Kriterien
– Verantwortlichkeiten & Eskalation als editierbare RACI
Jetzt vollständige Checkliste (PDF) anfordern.
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Budget & Rahmenbedingungen
Für die Abnahme zählen die einmaligen Projektbestandteile: Vorabbegehung/Planung, Tiefbau bis zur Gebäudehülle, Hauseinführung mit APL/Gf-TA, Ihre Inhouse-Strecke bis zum Netzraum sowie Mess- und Baudokumentation. Die Höhe der Einmalkosten wird weniger durch die gebuchte Bandbreite bestimmt als durch die Bausituation rund um Ihr Gebäude.
Was erfahrungsgemäß die Summe treibt
- Lage und Erschließung (on-net vs. off-net)
- Trassenweg und mögliche Querungen (Straße, Gehweg, Privatgrund)
- Hauseinführung (Kernbohrung, Brandschutz, Platz am Eintrittspunkt)
- Inhouse-Weg (Distanz APL → Netzraum, Zugänglichkeit)
- Terminfenster (Sperrzeiten, Winterpausen, Nacht-/Wochenendtermine)

So schaffen Sie Planungssicherheit
- Vorabbegehung beauftragen und daraus ein klares Leistungsbild ableiten (Trasse, Hauseinführung, APL-Standort).
- Einen Baukosten-Deckel (Cap) sowie eine Go/No-Go-Regel vereinbaren, falls der Cap reißen würde.
- Meilensteinzahlungen statt Vorkasse (Begehung → APL gesetzt → Abnahme).
- Stop-Kriterien festhalten: kein Cutover ohne Brandschott, vollständige Mess-/As-Built-Doku und vereinbarte Übergabe (Port/Speed/Tagging).
Eine Einordnung der Kosten (inkl. laufender Kosten nach Betrieb) finden Sie in unserem separaten Kosten-Guide zu Business-Glasfaser
Abschluss
Die Technik ist selten der Engpass; entscheidend sind klare Zuständigkeiten, rechtzeitige Freigaben und ein sauber definierter Übergabepunkt. Wenn Rollen (Kommune, Betreiber, Provider, Gebäudetechnik, IT) feststehen, der Zeitplan Abhängigkeiten berücksichtigt und die Abnahme harte Kriterien hat (OTDR, As-Built, definierter Hand-off), ist „Licht auf der Faser“ nur der Zwischenstand. Das Ziel ist stabile Produktivität an Ihrer WAN-Schnittstelle.
Halten Sie den Fokus auf drei Dinge: Übergabe schriftlich fixieren (Ort, Port, Modus, Tagging), Inhouse-Weg vorbereiten (Leerrohre, Brandschutz, Strom/USV) und Change/Tests planen (Monitoring, Failover, Rollback). So vermeiden Sie Pingpong im Störfall und sparen die teuersten Wochen: die zwischen „eigentlich fertig“ und „wirklich in Betrieb“.